Ökumenische Initiative Lichterfelde-West Reformation - Erneuerung – Ökumene

Einladung Klimagebete 13. August 2025

Liebe Mitwirkende und Interessierte an den Ökumenischen Klimagebeten,

herzliche Einladung zu unserem nächsten Klimagebet (online) am Mittwoch, den 13.08.2025, 18.00 Uhr.

Der Zugang zum Online – Klimagebet  ist weiterhin über den folgenden Link möglich: https://zoom.us/j/92055458883?pwd=TldRZ1RxeDd5TkNuZTVZVVdUbU91UT09 Das Anklicken des Links genügt in der Regel. Hier noch Meeting-ID und Kenncode, sollten Sie diese Angaben ausnahmsweise doch benötigen: Meeting-ID: 920 5545 8883 Kenncode: 849811

Wie bereits angekündigt, wollen wir in den Klimagebeten im August auf das Thema der Überschuldungskrise vor allem vieler Länder des „globalen Südens“ zurückkommen. Bei dieser Gelegenheit sei auch noch einmal auf die von über 500 Organisationen getragene Initiative „Erlassjahr“ (www.erlassjahr.de) verwiesen. Einige Anmerkungen zu dem Thema vorab:

„Ohne einen Schuldenerlass für den globalen Süden ist das Klima nicht zu retten“ – sagt, ebenso wie andere Expertinnen und Experten - Imme Scholz, Vorstandsmitglied der Heinrich – Böll – Stiftung. Man muss sich der Dimension der Überschuldungskrise bewusst werden. Wenn Staaten mehr Geld für den Zins- und Schuldendienst ausgeben als zusammengenommen für den Bildungs- und Gesundheitsetat zur Verfügung steht, ist offenkundig, dass praktisch keinerlei Spielraum mehr bleibt für eigene Klimaschutzmaßnahmen oder für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und für den Ausgleich eintretender Verluste und Schäden.

Ein umfassender Schuldenerlass für die von Überschuldungskrise und Klimawandel am stärksten betroffenen Länder könnte eine effektive, schnell wirkende Maßnahme für mehr globalen Kimaschutz, und für notwendige Anpassungs- und Ausgleichsmaßnahmen sein. Diesem Ziel dient zwar auch der (endlich; aber auch erst) 2023 auf der Grundlage des Pariser Klimaschutzabkommens gegründete „Loss and Damage Fund“, durch den eine Finanzierung von Klimaschäden ermöglicht werden soll. Einzahlen sollen besonders wohlhabende Länder des „globalen Nordens“ wie auch Deutschland. Der jährliche Geldbedarf zur Bewältigung der Folgen von Überflutungen, Bränden, Hitzewellen und sonstigen Folgen der Klimakrise ist dabei auf über 400 Milliarden US – Dollar angesetzt. Allerdings beruht der „Loss and Damage Fund“ ausschließlich auf dem Freiwilligkeitsprinzip. Tatschlich haben die Mitgliedsländer bisher lediglich die Zahlung von ca. 740 Millionen US – Dollar zugesagt.

Papst Franziskus hat formuliert, ein weitreichender Schuldenerlass sei „nicht so sehr um eine Frage der Großmut, sondern der Gerechtigkeit“. Dazu nur stichwortartig zwei Gesichtspunkte: a) Klimaschuld: Hauptverantwortlich für den Klimawandel sind (verkürzt gesagt) in erster Linie die hochindustrialisierten Länder des globalen Nordens. Deren Wohlstand beruht auf der Industrialisierung, deren Basis wiederum die klimaverändernde Verbrennung fossiler Brennstoff zur Energieerzeugung war (und bis heute ist). Am stärksten betroffen von der bereits eingetretenen und sich verschärfenden Klimakrise sind demgegenüber die Länder des globalen Südens, die selber zur Entstehung dieser Krise bis heute wenig bis nichts beigetragen haben. b) Koloniale Schuld: Es ist sicherlich berechtigt anzunehmen, dass wirtschaftliche Krisen und Überschuldung in vielen Ländern des „globalen Südens“ auch mit Misswirtschaft, Korruption etc. in den betroffenen Ländern zu tun haben. Ebensowenig ist es aber wohl ein Zufall, dass es sich bei den am stärksten überschuldeten Ländern fast ausschließlich auch um früher von Kolonialmächten beherrschte Länder handelt. Das durch die teilweise jahrhundertelange Ausbeutung dieser Länder geschaffene extreme wirtschaftliche Ungleichgewicht besteht fort und wird durch die Verschuldungskrise weiter verfestigt. Nach wie vor beruht die Wirtschaft vieler Länder des „globalen Südens“ hauptsächlich darauf, dass sie Rohstofflieferanten der Industrieländer des „globalen Nordens“ sind. Dadurch entstehen Abhängigkeiten und Verwundbarkeiten. Der Aufbau einer eigenen, „gesunden“ und belastbaren wirtschaftlichen Struktur wird erschwert bis unmöglich gemacht. In den internationalen Finanzorganisationen wie dem Internationalen Währungsfond sind die Länder des „globalen Südens“ – und damit auch deren Interessen – unterrepräsentiert. Die Überschuldung ihrerseits verstärkt die Abhängigkeiten, so dass auch insoweit von einem „Teufelskreislauf“ zu sprechen ist.

Deshalb geht es – auch für die Initiative „Erlassjahr“ – um weit mehr als um einen kurzfristigen (einmaligen) Schuldenerlass. Es geht darum, das System der internationalen Staatsfinanzierung in einer Weise zu reformieren, dass die Entstehung „illegitimer“ Schulden insgesamt verhindert wird, die Interessen der „Schuldnerländer“ bei der Kreditvergabe besser berücksichtigt werden, und dass (ähnlich dem nationalen Insolvenzrecht) ein verbindliches internationales System der Schuldentilgung im Falle einer Überschuldung von Staaten geschaffen wird, bei der keine realistische Aussicht auf Begleichung der Schulden mehr besteht. 5. Insgesamt geht es bei der Initiative zum „Erlassjahr“ um ein ebenso einfaches wie fundamentales Prinzip des menschlichen Zusammenlebens, das auch in den internationalen Beziehungen zur Geltung gebracht werden soll, und das auch in vielen biblischen Texten angesprochen ist. Papst Franziskus hat es in seiner Rede zum Neujahrstag 2025 so formuliert, dass „kein Mensch, keine Familie, kein Volk“ von Schulden erdrückt werden“ dürfe.

Herzliche Grüße Michael Börgers