Einladung Klimagebete 19. November 2025
Kornmesserstraße 2
12205 Berlin
Liebe Mitwirkende und Interessierte an den Ökumenischen Klimagebeten
herzliche Einladung zum nächsten Klimagebet am Mittwoch, den 19.11.2025, 18.00 Uhr. Es findet in der Kirche Heilige Familie, Kornmesserstraße 2, 12205 Berlin statt.
Die 30. Weltklimakonferenz (COP), die gerade in Belém (Brasilien) stattfindet, steht nicht gerade im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Viel zu sehr sind wir mit unseren eigenen Themen und Problemen beschäftigt, und die sind ja auch wichtig genug. Dass häufig nicht die eigentlichen Probleme diskutiert werden – also z.B. die gerade rasant ansteigende Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, wachsende Ungleichheit, Bildungsmisere, die schon jetzt spürbaren Folgen der Klimakrise etcetera -, steht auf einem anderen Blatt. Stattdessen gelingt es den daran interessierten populistischen Kreisen immer weider, die Agenda des öffentlichen Diskurses in ihrem Sinne zu bestimmen. Und dann kreist plötzlich wieder einmal alles um Migration – aber nicht im Sinne der Integration, sondern ausschließlich im Sinne der Abwehr - und um Bürgergeld und andere Sozialleistungen – aber nicht im Sinne sinnvoller Vereinfachungen und des Abbaus überflüssigen bürokratischen Aufwands, sondern im Sinne der Kürzung und Streichung von Leistungen. Und es wird uns vorgegaukelt, als wären dies die „Mütter aller Probleme“, und als würden durch die Abschiebung von Migranten und Bürgergeldkürzungen alle anderen (die wirklichen) Probleme fast von selbst gelöst.
Klimaschutz ist demgegenüber fast zu einem Unwort geworden, und zwar paradoxerweise umso mehr, je offenkundiger die Zuspitzung der Krise wird. Es gehört ebenfalls zu den verbreiteten Mythen unserer Debatten, dass (angeblich „überambitionierter“) Klimaschutz geradezu die Ursache unserer Probleme sei und jedenfalls der wirtschaftlichen Erholung entgegenstünde. Ökonomen und der gesunde Menschenverstand sagen einem, dass das Gegenteil der Fall ist, und dass jedenfalls auf eine längere Sicht (länger als eine Wahlperiode) hin gesehen das Festhalten an dem auf Dauer eben ohnehin unhaltbaren fossilen Wohlstandsmodell auch wirtschaftlich überaus schädlich sein wird. Auch insoweit folgt der Diskurs dem besonders gern von Populisten verbreiteten Mythos, es gebe einen Weg zurück in eine vermeintlich bessere, goldene (in diesem Fall: fossile) Vergangenheit.
Aber es geht nicht nur um Rhetorik. Es geht auch sehr handfest um eine Politik, die Klimaschutz ausbremst, verzögert und rückgängig macht. Klimaschutzziele und bereits beschlossene Maßnahmen ausgerechnet in den Bereichen, die ohnehin den gesetzlich vorgegebenen Zielen hinterherhinken (Gebäude und Verkehr) sollen aufgehoben oder zumindest aufgeweicht werden. Aufhebung des „Heizungsgesetzes“ (das es nicht gibt) und des „Verbrennerverbots“ (das es ebenfalls nicht gibt) sind hier die Stichworte. Das Verkehrsministerium priorisiert den Autobahnausbau gegenüber dem Ausbau des Schienennetzes. Inlandsflüge werden subventioniert (was für ein Signal). Neue Gaskraftwerke sollen gebaut, aber der Ausbau der Erneuerbaren zurückgefahren werden. Das alles ist nichts anderes als eine hoffnungslos rückwärts gerichtete Politik, die uns als eine „ideologiefreie“, „technologieoffene“ Klimapolitik „mit Augenmaß“ verkauft wird. Der Protest dagegen ist verhalten und scheint irgendwie mutlos geworden zu sein. Die Proteste von „Fridays for Future“ beeindrucken die Politik schon lange nicht mehr (umso beeindruckender die Hartnäckigkeit, mit der die „Fridays“ weitermachen), und die „Letzte Generation“ hat sich aufgelöst und ist von der Bildfläche verschwunden.. Und wir? Wir stehen wie gelähmt daneben und sehen dem Schauspiel zu (ähnlich wie die „freie Welt“ dem „Schauspiel“ der Demontage von Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit in den USA zusieht).
In der Berichterstattung über die COP 30, die es natürlich auch gibt, geht es im Augenblick hauptsächlich um das, wie es heißt, „gute Gesprächsklima“ – und darum, dass nach mehreren Konferenzen in autoritär regierten Staaten erstmals auch wieder demonstriert werden darf. Beides ist durchaus auch nicht gering zu schätzen, und man will die Hoffnung nicht aufgeben, dass am Ende außer der guten Stimmung doch auch wenigstens kleine substantielle Fortschritte dabei herauskommen. Auch jenseits der COP 30 gibt es durchaus Gründe, hoffnungsvoller in die Zukunft zu sehen. Und, wer weiß: Vielleicht wiegen diese Gründe auf Dauer schwerer als die Gründe für Pessimismus angesichts mancher politischer Entwicklungen bei uns und in anderen Ländern (allen voran den USA). Einige dieser Hoffnungszeichen seien hier stichwortartig benannt (Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/cop30-klimakonferenz-optimismus-loesungen-100.html) - Vor zehn Jahren (vor dem Pariser Klimaschutzabkommen) wurde noch eine Erhöhung der globalen Durchschnittstemperaturen bis 2100 um 4 Grad prognostiziert. Heute liegt diese Prognose bei 2,8 Grad. Immer noch eine Katastrophe, aber durchaus auch ein Fortschritt gegenüber 2015.
Weltweit setzen sich erneuerbare Energien unaufhaltsam durch. „Solarenergie ist die am schnellsten wachsende Energiequelle aller Zeiten. Alle zwei bis drei Jahre verdoppelt sich die installierte Leistung -–und mit jeder Verdopplung sinkt der Preis um rund 25 Prozent. Und auch andere Erneuerbare Energiequellen, wie Windenergie, Wasserkraft, Bioenergie oder Geothermie wachsen kontinuierlich“ (DLF, link s.o.) Preislich ist Strom aus erneuerbaren Energiequellen unschlagbar günstig.
Der Zuwachs der Erneuerbaren setzt sich trotz des erbitterten, in Teilen allerdings auch grotesken Widerstandes von „US-Präsident Trump und andere(n) Fossil-Enthusiasten“ (wie vor) fort.
Auch die Entwicklung von Batteriespeichern macht inzwischen erstaunliche Fortschritte, „In China addieren sich die Batteriespeicher inzwischen auf über 100 Gigawatt Leistung – bis 2027 sollen 180 Gigawatt zugebaut werden. Zum Vergleich: Das größte chinesische Kohlekraftwerk, gleichzeitig das größte der Welt, hat eine Leistung von knapp 7 Gigawatt“ (wie vor). Auch hier sinken die Preise deutlich (im Vergleich zu 2010 um fast 90 Prozent).
„Negativemissionen“ – durch das Entziehen von CO2 aus der Atmosphäre - sind möglich, sowohl auf natürlichem Wege (z.B. Aufforstung, Renaturierung von Mooren) als auch unter Einsatz sich ebenfalls weiterentwickelnder technischer Mittel. Manche Forscher halten es für denkbar, dass dadurch die globale Durchschnittstemperatur bis 2100 sogar wieder abgesenkt werden kann.
Herzliche Grüße
Michael Börgers